Die Mongolische Jurte | |||
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Ansgar und Tanja Heyer haben sich eine original mongolische Jurte aus unserem ersten Transport in ihrem
Garten im bayrischen Ammertal aufgebaut.
Ansgar war so freundlich, uns einen illustrierten Erfahrungsbericht von der Aufstellung der Jurte zur Verfügung zu stellen:
Unser Garten weist eine recht kräftige Hanglage auf (ca.10%). So kam ich glücklicherweise gar nicht in die Verlegenheit, die Jurte direkt auf den Rasen zu stellen, sondern musste mir einen Untergrund überlegen.
Mir boten sich verschiedene Möglichkeiten:
Man muß es sich dabei ja nicht gleich zum Ziel setzen, alles von Hand zu machen... Den bisherigen Garten habe ich auch komplett von Hand gestaltet, aber ich glaube, ich würde es mir nie wieder antun, ca.8 Tonnen Erde und Grassoden per Schubkarre wegzuschaffen, um anschließend über Wochen mit etwa 30 Tonnen Split den Platz aufzufüllen.... Es kam mir häufig vor, diese Arbeit würde kein Ende nehmen - allerdings ist es auch eine unglaubliche Genugtuung, anschließend auf diesem selbstgeschaffenen Platz weiterzuarbeiten.
Ich hätte es mir tatsächlich wesentlich komplizierter vorgestellt! Meine Meinung war, man müsste mindestens zu viert sein und bräuchte ein ganzes Wochenende, aber meine Frau und ich benötigten zu zweit insgesamt ca. 6h. Und wir bauten sie das erste Mal auf. Freitags 3h, um das Grundgerüst aufzubauen (dann wurde es dunkel) und am Samstag noch mal 3h für die Eindeckung. Die "Inneneinrichtung" (Legen des Teppichs, Verteilen der Möbel etc.) ist in den 6h allerdings nicht enthalten.
Wenn man sie zu zweit aufbaut, sollte man allerdings ein gutes Team sein! Und mindestens einer sollte eine "Spannweite" von etwa >180-190cm (~ Körpergröße) haben um den Kranz zu halten, während der Partner die Dachstangen steckt. Alles sollte mit Gefühl passieren! Ich bin eigentlich eher ein Grobmotoriker aber man erkennt schnell: Fast überall ist grobe Kraft fehl am Platze! Überall ist Hektik fehl am Platze!
Das Video, die Bilder und die Schilderungen von Chuluun-Erdene Sosorbaram reichten im Prinzip völlig aus, um die Jurte aufbauen zu können.
(Anmerkung des Webmasters: Das Video ist auf Anfrage erhältlich.)
Zum Aufstellen der Scherengitter: die ersten beiden mit der Wölbung nach oben nebeneinander legen, ineinanderstecken und ganz lose mit dem Seil verbinden. Dann aufstellen und nacheinander die weiteren Scherengitter im Stehen einstecken und verbinden. So kann man die Wände sogar alleine aufstellen
Dann die Türe zwischen die Enden der Wände stellen, grob festbinden.
Jetzt mit einer Dachstange die Türhöhe abmessen. Diese Höhe sollten auch in etwa die Spitzen(!) der Scherengitter haben. Also immer wieder um die Jurte laufen, versuchen eine ungefähre Kreisform auszubilden und die Wände ziehen oder stauchen, um die Höhe anzupassen. Es muß nicht 100%ig sein, sollte aber so auf ca.5cm passen.
Jetzt die Spanngurte leicht anziehen, die Verbindungsschnüre der Scherengitter festziehen und die Dachstangen wie im Video beschrieben in den Kranz setzen. Am besten funktioniert dies, wenn die Stangen immer gegenüberliegend eingesetzt werden. So erkennt man sofort, falls der Kreis zu eng oder zu weit ist. Keine Panik, falls die Stangen trotz kräftigen Nachspannens des oberen Gurtes dennoch einigermaßen locker sind - sie dürfen nur nicht herausrutschen können. Die äußeren Gurte nach dem Eindecken der Jurte bringen nochmals viel Kraft auf die Stangen.
Spätestens ab jetzt macht's nur noch Spaß! Dachhimmel zusammenlegen, hochwerfen, ausbreiten und festbinden, dann die Filzseitenteile anbringen und am Dachkranz befestigen.
Anschließend die Dachteile falten, aufwerfen, ausbreiten ausrichten. Entscheidend bei diesen Arbeiten ist das richtige Falten! Erst auf ebener Fläche ausbreiten (auf die Unterseite), dann immer wieder auf die Mitte zurückschlagen - so fällt das spätere Ausbreiten auf der Jurte sehr leicht. [siehe Aufbau-Video]
Jetzt die beiden regenabweisenden Schichten mit der gleichen Technik auf die Jurte bringen - dabei auf die hilfreichen Pfeile der Jurtenbauer achten! Das Missachten dieser Zeichen war unsere einzige Stolperfalle...
Jetzt noch die Zier-Baumwollhülle überwerfen und die äußeren Rosshaargurte an den Ringen der Türe anbringen. Dabei vor allem den oberen der drei Gurte richtig fest ziehen! Er stabilisiert vorher eventuell lockere Dachstangen, da er sich etwas höher als der innere Gurt befestigen läßt.
Und noch ein Tipp zum Kochen in der Jurte:
Ein großer Blech-Wok ist ideal!
Der Ofen bringt genau die Hitze, die sich so ein Kochgerät wünscht! Perfekt!
(Anmerkung des Webmasters: In Zukunft werden wir bei jedem Transport auch ein paar mongolische Kochtöpfe mitbringen, welche die gleiche Form haben wie ein Wok.)
Die Antwort ergibt sich praktisch von selbst, sobald man einmal selbst in einer Jurte sitzt! Aber diese Möglichkeit haben leider nur wenige Europäer...
Natürlich braucht man keine Jurte!
Man braucht sie genau so wenig wie man einen Garten braucht!
Man braucht sie genau so wenig wie man ein gutes Glas Rotwein braucht!
Man braucht sie genau so wenig wie die 5min, in denen man sich still einen Sonnenuntergang anschaut.
Aber wenn man sich vorstellen kann wie großartig es ist, im Garten zu sitzen um bei einem guten Glas Rotwein in Ruhe den Sonnenuntergang zu genießen, dann kann man sich auch vorstellen, wozu man eine Jurte "braucht".
Ich bin derzeit sehr stark beruflich gebunden und es machte sich allmählich leichter Stress bemerkbar. Von der Jurte habe ich mir versprochen, das sie mir zumindest ein wenig Entspannung bringen kann? das wurde bei weitem übertroffen!!
Das Gefühl in einer Jurte zu sitzen, hat nichts mit dem Gefühl zu tun, in einem Zelt oder in einem festen Haus zu sitzen! Man sitzt an der frischen Luft und bemerkt selbst starken Wind nur daran, dass das Ofenrohr vibriert. Durch die runde Form fühlt man sich sehr geborgen. Es ist faszinierend, von dieser genial einfachen, handgemachten Konstruktion umgeben zu sein, die praktisch nur aus Naturmaterialien besteht: Holz und Filz (und wenig Baumwolle). Es gibt keine Schrauben, keine Nägel - zusammengerechnet sind vielleicht 200g Metall in einer Jurte verbaut - die Türscharniere und einige Ösen. Alles wird mit Seilen - die teilweise aus Rosshaar geflochten sind - verbunden.
Und es ist ein tolles Erlebnis, auf dem Jurtenofen zu kochen! Wer gerne mit einem Wok kocht, wird begeistert sein! Die starke, schnelle Hitze lässt sich mit keiner Herdplatte und mit keinem Gasofen erreichen. Und bei geöffnetem Dach kann auch der entstehende Dampf perfekt abziehen.
Bilder und Text dieser Seite Copyright 2005 Ansgar Heyer